Show Hypnose contra Klinische Hypnose
Was weder Bühnen-Hypnose noch klinische (therapeutische) Hypnose kann…
Wenn Leute miteinander über Hypnose sprechen, wird oftmals grosse Angst vor Kontrollverlust und grosse Unkenntnis deutlich. Dabei wird gewarnt vor gefährlichen Manipulationen und willenlosen Hypnotisanden, die sich auf der Bühne Gespöt der Zuschauer machen lassen.
Zahlreich sind die Filme, in denen ein Bösewicht, dummerweise mit Hypnose-Kenntnissen ausgerüstet, einen gutmütigen Menschen in der Hypnose darauf «programmiert», seine eigene Frau umzubringen oder ein anderes Verbrechen auszuführen.
Dies wäre nur möglich, wenn der gutmütige Mensch alles andere als gutmütig wäre und ihm die Ausrede, er sei halt hypnotisiert worden, gerade recht käme. Tausende von Experimenten zeigen:
Wenn eine Suggestion gegeben wird, die sich gegen den ethischen Code der Versuchsperson richtet, kommt diese entweder aus der Trance zurück oder tut gar nichts und wartet auf vernünftigere Suggestionen.
Vor Jahren machte der folgende spektakuläre Versuch Schlagzeilen:
Einem hypnotisierten Menschen wurde suggeriert, dass er mit beiden Händen in einen Topf voller giftiger Schlangen greifen solle. Und, oh Skandal: Er tat es! Natürlich schützte ihn eine unsichtbare Glaswand vor dem tödlichen Biss.
Was die Zeitungen uns damals verschwiegen, war der Kommentar der Versuchsperson nach dem Experiment:
«In der Hypnose bekommt man ja alles mit, und der logische Verstand ist nicht völlig ausgeschaltet. Mir war klar, dass die Versuchsleiter hier die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben mussten. Hätte ich Grund zur Annahme gehabt, dass ich gebissen würde, hätte ich die Aufgabe abgelehnt. Ich bin ja nicht blöd!»
Genau so irreführend war ein anderer Versuch, bei dem ein Hypnotisierter auf Geheiß mit einem Messer auf das ahnungslose Publikum los ging. Auch sein Kommentar hätte einiges zur Klärung beigetragen:
«Ich wusste doch, dass das ein Plastikmesser war. Mit einem echten Messer hätte ich das nie getan.»
Die amerikanische Psychiaterin Josephine Hilgard und ihr Mann, der Psychologe Ernest Hilgard, haben in den 70er Jahren etwas entdeckt, was auch mich total faszinierte, als ich darüber las:
Ernest Hilgard, damals Professor an der Stanford University, hypnotisierte einen blinden Studenten und suggerierte ihm, dass er für die Dauer des Versuchs auf beiden Ohren vollständig taub sei. Die Tatsache, dass die Versuchsperson von Geburt an blind war, ist insofern wichtig, als man somit ausschließen kann, dass sie in irgend einer Weise visuelle Informationen hätte bekommen können. Der Taubheitsversuch gelang hervorragend. Wenn Hilgard zwei Hölzer so zusammenschlug, dass sie die Lautstärke eines Pistolenschusses erreichten, zuckten alle im Raum zusammen, mit Ausnahme der «tauben» Versuchsperson.
Einer von Hilgards Studenten stellte dann eine sehr interessante Frage, nämlich, ob denn nicht ein Teil der Versuchsperson wahrnehme, was geschehe, da ja schließlich seine Ohren medizinisch gesehen völlig in Ordnung seien. Hilgard griff diese Frage auf und sagte zur immer noch hypnotisierten und «tauben» Versuchsperson:
«Wie Sie wissen, gibt es Teile unseres Nervensystems, die Aktivitäten ausführen, welche außerhalb unseres Bewusstseins liegen, wie zum Beispiel die Blutzirkulation und die Verdauung. Nun, es kann auch sein, dass es intellektuelle Vorgänge gibt, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen, wie zum Beispiel diejenigen, die ihren Ausdruck in den Träumen finden. Obschon Sie hypnotisch taub sind, gibt es vielleicht einen Teil von Ihnen, der meine Stimme hören und die Information verarbeiten kann. Wenn das der Fall ist, möchte ich, dass sich der Zeigefinger Ihrer rechten Hand bewegt.»
Zum Erstaunen aller bewegte sich der Zeigefinger der Versuchsperson! Damit aber nicht genug: Der hypnotisierte Student sagte gleich darauf: «Bitte stellen Sie mein Gehör wieder her, damit Sie mir sagen können, was passiert ist. Ich habe gespürt, dass sich mein Zeigefinger bewegt hat, und ich möchte wissen, was Sie mit mir gemacht haben.»
Die Hilgards haben aus diesem und vielen weiteren Experimenten den Schluss gezogen, dass bei jedem Menschen in jedem Moment eine Art «versteckter Beobachter» da ist, der alles mit bekommt, egal was geschieht.
Ich habe diese Tatsache schon mehrfach selbst erlebt. Aber auch Hans-Peter Zimmermann, einer meiner Ausbildner, schilderte einmal das eindrückliche Beispiel:
Er habe einmal einen Mann hypnotisiert, von dem bekannt war, dass er nach einem Segel-Unfall drei Tage lang im Koma gelegen hatte. Die folgende Suggestion genügten, um von ihm einen detaillierten Bericht über alles, was vorgefallen war, zu bekommen: «Du weißt, dass in dir drin immer ein Teil ist, der alles beobachtet. Dieser Teil hat auch alles mitbekommen bei deinem Segel-Unfall. Ich möchte jetzt dem Teil in dir, der dich bis jetzt mit gutem Grund vor diesen Erinnerungen geschützt hat, sagen ‘Dies hier ist ein sicherer Ort, und du kannst den Blick nun freigeben auf all diese Vorfälle, damit wir sie anschauen, bearbeiten und entkoppeln können.’ Wenn ich bis drei gezählt habe, werden alle Erinnerungen da sein, und du wirst mir in Ruhe erzählen können, was vorgefallen ist. Auf drei sind wir zwei Minuten vor dem Unfall. Eins, zwei, drei… erzähl’ mir, was geschieht!»
Dass die Hilgards mit ihrem versteckten Beobachter recht haben, bestätigt sich auch, wenn ein Kunde mir nach einer hypnotischen Intervention erklärt, er habe vermutlich geschlafen und die Therapie hätte möglicherweise nicht gewirkt. In solchen Fällen sage ich folgendes zu ihm: «Wir werden das gleich testen. Schließe bitte nochmals die Augen. In einem Augenblick werde ich bis drei zählen, und dann wird der Teil in dir, der immer alles beobachtet, mir ganz genau sagen können, was in der letzten halben Stunde passiert ist. Eins, zwei, drei… wir stehen am Anfang der Sitzung. Erzähl mir, was du siehst, hörst und fühlst.»
Diese Suggestion bewirkt immer, dass der Kunde detailgenau erklärt, was während der Hypnose-Sitzung vor sich gegangen ist. Wenn er einmal sagt, er könne sich nicht erinnern, brauche ich nur zu antworten: «Ich weiß, dass du dich nicht erinnerst. Wenn du etwas erfinden müsstest, was wäre denn geschehen?» Und dann folgt eine exakte Schilderung der Ereignisse.
Warum habe ich so viel Gewicht auf diesen «versteckten Beobachter» gelegt?
Weil das bedeutet, dass sich nie jemand darauf hinaus reden kann, er sei hypnotisiert und daher unzurechnungsfähig gewesen.
Oder mit anderen Worten: Ja, es gibt hypnotische Phänomene. Aber es gibt immer einen Teil in uns, der diese Phänomene beobachtet und eingreifen kann, wenn ihm etwas nicht passt.
Sie können natürlich dagegen einwenden, dass beispielsweise jeder Krieg ein Resultat von hypnotischer Beeinflussung sei. Wie wäre es sonst möglich, ein friedliches Volk zum legalisierten Massenmord an zu stiften. Das stimmt insofern, als ein Feindbild während Monaten oder gar Jahren aufgebaut werden muss, bevor es wirksam werden kann. Allerdings bin ich der Meinung, dass die meisten Menschen, die in einer Kriegs-Situation stecken, in ihrem tiefsten Inneren wissen, dass es sich bei den Aggressionen gegen den «Feind» eigentlich um unverarbeitete Aggressionen gegen sich selbst handelt.
Das oberste Gebot heißt daher für mich «Eigenverantwortung übernehmen».
Wer sich als Opfer sieht, wird seine Welt nicht groß verändern können. Wer hingegen erkennt, dass wir alle Schöpfer sind, der wird das vollbringen, was unbewusste Menschen als Wunder zu bezeichnen pflegen.